Interozeptive Signale
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In diesem Projekt untersucht unser Lehrstuhl den Einfluss von Erwartungen auf die Verarbeitung körperinnerer Signale. Um diesen Einfluss zu erklären stützen wir uns auf die Theorie des Predictive Coding. Die Kernaussage dieser Theorie ist, dass die individuelle Wahrnehmung entsprechend eigener, auf Erfahrungen basierter, Modelle (bzw. Erwartungen) strukturiert und ausgerichtet ist. Entsprechend der Theorie ist das Informationsverarbeitungssystem stets mit einem Abgleich sensorischer Input-Signale und internaler Vorhersagemodelle beschäftigt. Dabei kann es laut dem Modell entweder zu einer Übereinstimmung oder aber zu einer Abweichung von Vorhersage und tatsächlichem Input kommen. Im Falle einer Abweichung entsteht ein s.g. „Prediction error“ (Vorhersagefehler), welcher, wenn er vom System nicht erkannt wird, zu Verzerrungen in der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung führen kann. Diese kann sich besonders dann negativ auf ein Individuum auswirken, wenn es sich um die Verarbeitung körperinnerer (interozeptiver) Signale wie z.B. Schmerz handelt. Zahlreiche Studien konnten bereits einen Zusammenhang zwischen psychopathologischen Störungsbildern (z.B. Depression, Angststörungen oder Essstörungen) und Verzerrungen in der interozeptiven Wahrnehmung feststellen. Ziel unseres Projektes ist es, durch eine systematische Untersuchung des Einflusses von Erwartungen auf die interozeptive Wahrnehmung, Aufschluss über die zugrundeliegenden kognitiven und neuronalen Verarbeitungsmechanismen zu gewinnen. Weitere Erkenntnisse aus diesem Bereich können sowohl Aufschluss über die Pathogenese psychologischer Krankheitsbilder geben, als auch langfristige Implikationen für die therapeutische Behandlung liefern.
Ansprechpartner: Thomas Weiß, Ilona Croy & Jonas Bengs